Projekte gegen die Mädchenbeschneidung

Aktuelle Situation

Gemäss Statistiken sind in Guinea 97 Prozent der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren und 46% aller Mädchen (0-14 Jahre) beschnitten – obwohl dies 1965 unter Strafe gestellt wurde. Seit 2000 ist das Verbot auch die Verfassung integriert. Eine Kontrolle über die Situation besteht aber nicht und im sozialen Leben wird die Beschneidung weiter ausgeführt. Guinea hat das höchste Vorkommen von Mädchenbeschneidung in der ganzen west-afrikanischen Region und belegt den traurigen zweiten Rang hinter Somalia in der Statistik.


Die Praxis ist tief in der Tradition und in den Köpfen der Guineer verankert. Zudem kursieren hartnäckige Lügen darüber, wie zum Beispiel, dass eine unbeschnittene Frau keine Kinder haben kann - ein Albtraum für jede Guineerin, denn Frauen ohne Kinder werden aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Oder: Unbeschnittene Frauen würden als nicht als richtige Frauen angesehen und die Männer würden sie nicht heiraten.

 

Vor allem in ländlichen Gebieten zählen Kinder, die nicht beschnitten sind, zur stigmatisierten Gruppe der «ghalfaa». Das Wort steht für Unreinheit und Unanständigkeit. In den zurückliegenden Jahren hat UNICEF deshalb einen Gegenbegriff geprägt, der sich inzwischen weit verbreitet hat, «saleema». Auf Arabisch stehen die sieben Buchstaben für «vollkommen, gesund, unversehrt».

 

Auch Mütter, die selber diese Tortur erlitten hatten und die Folgen kennen, lassen ihre Töchter beschneiden – zu gross ist die Angst, dass diese sonst ausgegrenzt werden oder keine Kinder haben können. Wenn sie sich dagegen wehren würden, müssten sie befürchten, dass jemand aus der Familie das Mädchen entführt und beschneiden lässt.

 

Einige Beschneiderinnen, die nach Aufklärung über die Folgen Beschneidungen refusiert hatten, wurden auch schon vergiftet oder umgebracht.

 

Etwa 68 % der Frauen (15 - 49 Jahre) und 57 % der Männer (15 - 49 Jahre) glauben, dass die Religion die Mädchenbeschneidung vorschreibe.

Lösungsansätze

Fest nach Mädchenbeschneidung
gefeierte Mädchen am Fest der Mädchenbeschneidung
stop - Mädchenbeschneidung

Diesen Verankerungen in Tradition und sozialem Leben können nur durch Aufklärung und Information aufgelöst und umgewandelt werden - in Schulen, im öffentlichen Leben, im Quartier, in einzelnen Familien etc.

Einerseits müssen bereits Mädchen und ganz junge Frauen aufgeklärt und über ihre Rechte informiert werden, andererseits auch die Mütter, damit sie ihre Töchter vor der Beschneidung bewahren können.

Aufklärungs- und Informationskampagnen müssen auch für Jungen und Männer durchgeführt werden.

 

Von diversen Frauengruppen werden bereits diesbezügliche Kampagnen durchgeführt, die aber bei weitem noch nicht flächendeckend sind. Eine Ausweitung der Aufklärungs- und Informationsarbeit ist dringend nötig. Ebenso brauchen Mädchen, junge Frauen und Mütter Anlaufstellen die sie in ihren Rechten unterstützen und beraten werden.


DYARAMA engagiert sich gegen die Mädchenbeschneidung - FGM

Die DYARAMA SCHULEN sind direkt betroffen von dieser Thematik. Wir erleben die Wissensdefizite bezüglich dieser in der guineischen Gesellschaft fest verankerten Tradition direkt als Auswirkungen auf unsere Schülerinnen.

 

Immer wieder fehlen plötzlich Schülerinnen in der Klasse und wir vernehmen im Nachhinein, dass sie für die Beschneidung in ihre Heimatdörfer geschickt oder geholt worden sind. Einige kehren nicht mehr zurück.

 

Die "Verheiratung von minderjährigen Mädchen" und "Schwangerschaften von Minderjährigen" gehören ebenfalls in diesen Themenkreis. Auch davon sind unsere DYARAMA SCHULEN betroffen:

 

Beispiele: Im Dezember 2021 wurde ein 17-jähriges Mädchen aus der 4. Klasse verheiratet. Sie hatte sich damals gegen den Willen der Eltern in der Schule einschreiben lassen und war eine gute Schülerin. Nach der Heirat hatte sie die Schule aufgegeben und lebte für kurze Zeit mit ihrem Mann in der Hauptstadt. Wir hatten gehört, dass sie ein Kind erwartet. Anfangs Januar 2022 ist sie zu ihrer Mutter nach Taayaki zurückgekehrt. Ihr Mann konnte/wollte nicht für sie sorgen. Wir hatten sie wieder in der Schule aufgenommen und kontrollierten und finanzierten ihre Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft.

In der gleichen 4. Klasse war ein Mädchen erneut zugezogen, das früher bei uns beschult war. Sie war ebenfalls schwanger. Auch sie werden wir begleiteten wir durch die Schwangerschaft.

Diese Themen werden im Schulunterricht der Mittelstufe immer wieder aufgegriffen.

Die Themen werden in den Klassen diskutiert und die Schüler*innen werden aufgeklärt über physische Abläufe und Konsequenzen. Die Schüler*innen erarbeiten auch kleine Theatersequenzen dazu, die dann, an Schulanlässen aufgeführt, auch der Sensibilisierung der Eltern dienen.

DYARAMA plant zusammen mit der Lehrerschaft die Durchführung von Sensibilisierungskampagnen in den Dörfern der Halbinsel Kokoboundji betreffend Mädchenbeschneidungen, die Verheiratung von minderjährigen Mädchen, Schwangerschaften von Minderjährigen und Bildung für Mädchen.

DYARAMA ist ebenfalls mit bestehenden Projekten gegen die Mädchenbeschneidung vernetzt.

Mädchenbeschneidung stoppen

Jede Genitalverstümmelung, die verhindert werden kann, ist ein riesiger Erfolg!

News über dieses und weitere Projekte lesen Sie auch im News-Blog.

Unterstützen Sie den Kampf gegen die Mädchenbeschneidung mit Ihrer Spende. Vielen Dank!