Die Analphabeten Quote bei den Erwachsenen liegt ca. bei 69.6% (2015), bei den Frauen sogar bei ca. 80 %.
Die Einschulungsrate im Primarschulbereich bewegt sich bei etwa 50 %, im Sekundärbereich bei 10 % und im Hochschulbereich bei 1 %.
In der Hauptstadt Conakry und in den grösseren Städten gibt es neben den staatlichen Schulen viele schlecht kontrollierte Privatschulen. In den staatlichen Schulen sind die Schülerzahlen pro Klasse
riesig, so dass die Kinder nichts lernen. Für die Privatschulen können die Eltern oft das Schulgeld nicht, oder nicht regelmässig aufbringen, so dass die Kinder nicht, oder nur zeitweise die Schule besuchen. In ländlichen Gebieten existieren oft gar keine öffentlichen Schulen oder dann von ONGs erstellte.
Praktische Berufsausbildungen sind nicht geregelt. Learning bei doing wird praktiziert. Jugendliche werden schon in ganz jungen Jahren als Hilfen und Handlanger beschäftigt (wenn sie das Glück haben, jemanden zu finden, der sie in seinem Kleinbetrieb aufnimmt). So können sie ein Handwerk
erlernen. In der Regel müssen sie für ihre Anlehre bezahlen oder bekommen zumindest keinen Lohn.
Da keine duale Ausbildung (Lehre) existiert und immer mehr Hochschulabgänger keine Anstellung finden, verzeichnen die vielen privaten Fachhochschulen, die wie Pilze aus dem Boden schiessen, aber keinerlei Qualitätskontrolle unterstehen, vermehrten Zulauf.
Die Wirtschaft Guineas ist noch heute durch die Misswirtschaft von Sekou Touré (bis 1980) geschädigt, welche zum völligen Erliegen der Infrastruktur führte. Die meisten Betriebe waren in Staatsbesitz.
Aus der Kolonialzeit bestehende Infrastrukturen und Industrien verrotteten, weil der Unterhalt und das Know-how fehlten. 1984 wurde damit begonnen, ein marktorientiertes Wechselkurssystem zu errichten und sämtliche Staatsbetriebe entweder zu privatisieren oder aufzulösen. Ab 2000 jedoch begann die Regierung weitere Reformen zu unterbinden, was vor allem einen Anstieg der Korruption zur Folge hatte. Nach einem Bericht von Transparency International vom November 2006 ist
Guinea das korrupteste Land Afrikas.
Die Führungsunfähigkeit von Lansana Conte und die politischen Unruhen trugen ebenfalls noch ihren Teil zum Erliegen einer funktionierenden Wirtschaft bei.
2014/15 erschütterte die grosse Ebola Epidemie mit über 11'000 Toten das Land und seine Wirtschaft. Seit März 2020 ist wegen Covid-19 der Notstand verfügt, der die wirtschaftliche Leistung erneut
schwächt.
Das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Einwohner (BNE) lag 2014 bei ca. 480 $, das BIP 2014 bei 573 $ (CH 87‘475 $). Die Inflation ist hoch, ca. 10 % (alle Angaben gemäss
Destatis).
1 kg Reis kostet 0.67 CHF, 1 kg Zucker 0.84 CHF, 1 kg Mehl 0.60 CHF, 1 Liter Speiseöl 1.60 CHF (Juni 2020).
Die Wirtschaftsektoren sind verteilt auf 24 % Landwirtschaft, obwohl dort mehr als 80 % der aktiven Bevölkerung beschäftigt sind, 31 % Industrie und 45 % Dienstleistungen.
Touristisch ist Guinea nicht entwickelt obwohl es landschaftlich sehr schön und mit seinen verschiedenen Klimazonen interessant ist.
Es besteht eine riesige Arbeitslosigkeit. Ein grosser Teil der Bevölkerung verdient sich ein geringes Einkommen mit Gelegenheitsarbeiten oder einem kleinen Einmannbetrieb, vorwiegend im Detailhandel mit alltäglich nötigen Produkten oder in kleinen Handwerksbetrieben.
Trotz der grossen Bodenschätze wie Bauxit (Bauxit: Guinea verfügt über mehr als ein Drittel der weltweiten Bauxit-Vorkommen), Eisenerz, Uran, Gold, Diamanten leben ca. 80 % der Bürger in
Armut. Der Abbau der Bodenschätze geschieht durch ausländische Investoren, die ihre Rechte in langjährigen Nutzungsverträgen der Regierung abgekauft haben. Die Exporte dieser Rohmaterialien haben in den letzten Jahren, unter Alpha Condé, enorm zugenommen. Die Erlöse aus diesen Nutzungsverträgen scheinen vor allem in die Taschen der Regierungsinhaber zu fliessen. In der Weiterentwicklung des Landes ist von diesen Exportsteigerungen nichts sichtbar.
Trotz in einigen Regionen guten natürlichen Bedingungen ist die Landwirtschaft wenig produktiv und beschränkt sich meist auf klein bäuerliche Familienbetriebe. Die Nahrungsmittelerzeugung deckt den
Eigenbedarf des Landes nicht, der Nahrungsmittelexport ist äusserst gering, der Import hoch.
Guinea hat keinen Zugang zum europäischen Markt. China und zunehmend auch Indien sind an Investitionen in Guinea interessiert, sowohl im Wirtschafts- als auch im Agrarsektor. Wieweit
dies Guinea zugute kommt oder wieder in Ausbeutung ausartet ist momentan zweifelhaft …
Das Gesundheitswesen ist in einem besorgniserregenden Zustand. Die Spitäler sind mangelhaft eingerichtet, mit veraltetem Inventar und zweifelhafter Hygiene.
Psychiatrische Patienten liegen in einem verdunkelten Saal auf ihren Matten, ca. 30 in einem Raum.
Eine funktionierende Krankenkasse gibt es nicht. Für eine Behandlung wird Vorauszahlung verlangt. Viele Menschen können sich einen Untersuch, eine Behandlung oder eine Operation nicht leisten ...
Ca. 15 % der Bevölkerung ist unterernährt.
Die Säuglingssterblichkeit ist mit 6 % sehr hoch, viele Entbindungen werden nicht von medizinischem Personal betreut. Viele kleine Kinder sterben an vermeidbaren Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber, Masern, Polio etc.. Ein Grossteil der Bevölkerung ist nicht geimpft. Polio scheint sich eher wieder auszubreiten. Ca. 40 % der Kinder sind chronisch unterernährt und ca. 25 % leiden an Untergewicht.
Die Ebola-Epidemie von 2014 bis anfangs 2016 hat das Gesundheitswesen zusätzlich sehr geschwächt, die Auswirkungen sind dramatisch. Unter den Ebola-Toten befindet sich viel medizinisches Personal, so dass die Versorgung anderer Krankheiten jetzt noch weniger gewährleistet ist.
Sozialberatung, Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen, Arbeitslosenversicherung und AHV/IV existieren nicht in Guinea. Staatsangestellte erhalten im besten Fall immerhin eine kleine Rente, diese sind aber in der Minderzahl.
Innerhalb familiärer Strukturen ist man entsprechend kultureller Codes allerdings verpflichtet, Unterstützung zu leisten, falls man dazu in der Lage ist. Wenn also jemand das Glück hat, eine Arbeit gefunden oder ein kleines Geschäft aufgebaut zu haben, ist er verpflichtet, seine grosse Verwandtschaft nach Möglichkeit zu unterstützen … .
Am 4. Juli 2016 hat die Nationalversammlung einem neuen Strafgesetzbuch zugestimmt, das die Todesstrafe (Erschiessen) nicht mehr vorsieht und Folter unter Strafe stellt. Amnesty International kritisiert allerdings einige repressive Bestimmungen und dass das Strafgesetzbuch die Unkultur der Straflosigkeit für Sicherheitskräfte stärkt sowie die Rechte auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung einschränkt. Anstelle der Todesstrafe kann eine bis zu 30-jährige Haftstrafe ausgesprochen werden.
Verletzungen von Menschenrechten beinhalten übermäßige Gewalt von Sicherheitskräften, die manchmal zu Tod und Verletzungen führt sowie Tötungen, Folter und Missbrauch von Inhaftierten, willkürliche Festnahmen und verlängerte Untersuchungshaft.
Rede-, Presse-, Versammlungs-, Vereinigungs- und Bewegungsfreiheit sind beschränkt. Immer wieder werden Leute inhaftiert wegen politische Äusserungen.
Frauen und ethnische Minderheiten werden verletzt und diskriminiert.
Gleichgeschlechtliche Handlungen sind strafbar.
Die zivilrechtliche Eheform ist die Monogamie. Die Scheidung ist beiderseits beantrag bar. Polygame Eheschliessungen nach „Brauch“ sind häufig und werden vom Staat toleriert. Häusliche Gewalt gegen Frauen ist in Guinea verbreitet und zivilrechtlich ein Grund zur Scheidung. Die Polizei interveniert kaum bei häuslichen Konflikten.
Eine Anzeige bei der Polizei ist kostenpflichtig. Verfahren werden oft verschleppt. Die Polizei und das Gericht sind korrupt.
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